“Global Multiplicity”: Gemeinsame Doktorandenausbildung in Halle, Leipzig und Erlangen an neuer International Max Planck Research School
Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung (MPI) gründet zum Herbst 2023 gemeinsam mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universität Leipzig und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg die International Max Planck Research School (IMPRS) "Global Multiplicity. A Social Anthropology for the Now". Die IMPRS ist zunächst für sechs Jahre geplant und wird bis zu 40 Promovierende aufnehmen. Dieses Gemeinschaftsprojekt ist damit eine der größten Research Schools für die strukturierte Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Fach Ethnologie in Europa. Sprecherin der IMPRS ist die Geschäftsführende Direktorin des MPI Ursula Rao.
Promovieren unter exzellenten Bedingungen
Die International Max Planck Research Schools (IMPRS) gehören zum festen Bestandteil der Nachwuchsförderung der Max-Planck-Gesellschaft. Exzellente Studierende haben hier die Chance, unter hervorragenden Bedingungen zu promovieren. Kennzeichen dieser strukturierten Graduiertenprogramme an den Max-Planck-Instituten sind die Lehrpläne mit Forschungsseminaren, Einbettung in internationale Netzwerke und Debatten und Soft-Skill-Workshops. Sie werden jeweils von einem Max-Planck-Institut initiiert und arbeiten eng mit Universitäten zusammen. Dadurch haben Doktorandinnen und Doktoranden erstklassige Rahmenbedingungen. Schwerpunkt der Ausbildung ist die selbständige Forschungstätigkeit an interdisziplinären Themen, die in die Dissertation mündet. Darüber hinaus profitieren die Doktorandinnen und Doktoranden vom regelmäßigen Austausch in Workshops, Summer Schools oder auf Konferenzen.
Gemeinsame Investition in die Zukunft ethnologischer Forschung
Zeitnah werden jetzt die die ersten sieben Stellen für Doktorandinnen und Doktoranden ausgeschrieben. Nähere Informationen dazu werden unter anderem auf der Website des MPI veröffentlicht. „Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit den drei Universitäten in Halle, Leipzig und Erlangen in die Zukunft der ethnologischen Forschung investieren können“, sagt Ursula Rao, Geschäftsführende Direktorin am MPI und Sprecherin der IMPRS „Global Multiplicity. A Social Anthropology for the Now“. „Wir werden auf diese Weise ein solidarisches Netzwerk von jungen und von erfahrenen Forschenden schaffen, in dem die entscheidenden Kompetenzen für eine zeitgemäße, ethische und unabhängige Wissenschaft vermittelt werden.“ Die Zahl der Promovierenden wird dann in den nächsten Jahren schrittweise erhöht. Rao: „Wir werden auch Doktorandinnen und Doktoranden aus Drittmittelprojekten in die Research School integrieren und für einen lebhaften interdisziplinären Austausch sorgen. Dabei wird es nicht nur um das Einüben und Verfeinern der Fähigkeiten zum Dialog mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachgebieten gehen. Denn wir wollen auch, dass unsere Promovierenden lernen, in und mit der Öffentlichkeit zu kommunizieren.“
Globales Phänomen: die Transformation aller Lebensbereiche
Thematisch ist die Research School an aktuellen Herausforderungen orientiert, mit denen Menschen weltweit konfrontiert sind: Klimawandel, Artensterben, Gesundheitskrisen, Folgen kolonialer Herrschaft, soziale Ungleichheit, Nationalismus, Geopolitik, Kriege und Bürgerkriege, Umweltzerstörung. Die Vehemenz und die Gleichzeitigkeit dieser Phänomene hat überall auf der Welt eine verstärkte Krisenwahrnehmung zur Folge. „Das führt zu einem andauernden, intensiven Diskurs darüber, was diese Veränderungen bedeuten, welche Ressourcen gefährdet sind, wie die Zukunft zu gestalten ist und wer die Verantwortung dafür trägt“, erklärt Rao. Sozialwissenschaft hat sich zwar schon immer mit sozialem Wandel und Transformationsprozessen beschäftigt, dennoch ist wenig darüber bekannt, welche regionalen Unterschiede es als Reaktion auf die aktuellen globalen Transformationen gibt und in welcher Weise sie zusammenwirken. Deshalb werden sich die Doktorandinnen und Doktoranden in mehrmonatigen internationalen Feldforschungsprojekten damit beschäftigen, welche Strategien und Deutungsmuster die Menschen entwickeln, um mit diesen Herausforderungen der Gegenwart umzugehen.
Interdisziplinäre Untersuchungsfelder: Wirtschaft, Politik, Recht
Der Wunsch nach Veränderung oder nach einem besseren Leben findet nicht immer seinen Ausdruck in großen sozialen Bewegungen oder staatlichen Transformationsprozessen. „Häufig sind es zunächst unmerkliche Interventionen auf der Mikroebene, die dann langsam zu einem gesellschaftlichen Wandel führen“, erklärt Rao. „Ein Beispiel dafür ist etwa Urban Gardening. Es fing damit an, dass einige Menschen zubetonierte Räume wieder lebenswerter, grüner und schöner machen wollten. Das war zunächst eine Provokation. Sie hat aber Anteil am Umdenken, und heute ist es in vielen Städten selbstverständlich, dass es wieder wilde Grünflächen, Blühwiesen und Naturräume gibt.“ Die Research School wird solchen Formen des Wandels, die klein und unscheinbar beginnen, dann aber weitreichenden Einfluss gewinnen, in wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Kontexten nachspüren. Rao: „Die sozialwissenschaftliche Forschung hat diesen zunächst unmerklichen, kleinteiligen Prozessen, die dann aber weltweit wirkmächtig werden, wenig Beachtung geschenkt. Wir werden versuchen, das zu ändern.“
Kooperationspartner der IMPRS „Global Multiplicity. A Social Anthropology for the Now“
Die Research School wird von folgenden Kooperationspartnern zunächst für die Dauer von sechs Jahren getragen und finanziert:
• Max-Planck-Gesellschaft
• Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
• Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
• Universität Leipzig
• Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Kontakt für diese Pressemitteilung
Prof. Dr. Ursula Rao
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Abteilung ‘Ethnologie, Politik und Governance’
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-100
Mail: rao@eth.mpg.de
https://www.eth.mpg.de/rao
Kontakt für die Presse
Stefan Schwendtner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36, 06114 Halle (Saale)
Tel.: 0345 2927-425
Mail: schwendtner@eth.mpg.de
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